4WD: Fahren ohne VA-Differential?

Mercedes Sprinter 1 (Typ T1N, Baumuster W901-W905) & VW LT 2 - ab 1995 bis 2006
gldath
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4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#1 

Beitrag von gldath »

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W903, 4x4:
Mein VA-Differential scheint kaputt zu sein. Seit 100 km habe ich unregelmäßige Schleifgeräusche an der VA, die immer lauter wurden. Bremse und Außenlager sind aber in Ordnung. Innen- und Außenlager, Achsschenkel und Antriebswelle wurden vom Vorgänger schon gewechselt. Aufgebockt konnte ich das Geräusch hören, aber nicht exakt lokalisieren.
Bin dann 5 km zur DB-Werkstatt gefahren. Nach 4 km war es sehr laut und manchmal hat es auch gebremst. Habe mich unter das Auto gelegt und gemerkt, dass das Differential recht warm war. Konnte noch 20 Minuten wieder weiterfahren. Auf dem Werksgelände haben der Meister und ich bei zwei Platzrunden nichts gehört. Auf dem Rückweg haben die Vorderräder nach 1 km blockiert. Konnte dann nur noch rückwärts an der Straße einparken. Drei Tage später konnte ich nur noch 50 Meter fahren, wobei ich an einer Kreuzung gewendet habe. 20 Meter weiter blockierten wieder die Vorderräder. Ob es nur ein Rad oder beide Räder waren, kann ich nicht sagen. Ich fuhr nur Schritttempo. Ich konnte dann nur noch 5 Meter vor und zurück fahren. Als ich zum Einparken trotzdem einige Meter weiter gefahren bin, hat es gekracht, aber es hat wenigstens nicht mehr blockiert. Werde nun das Öl ablassen und nach Abrieb und Bruchstücken schauen. Möchte weiterfahren, bis ich ein gebrauchtes Differential gefunden habe.

Kann ich die Antriebswellen am Differential, wo sie angeflanscht sind, losschrauben und mit einem Band aufhängen, damit sie frei drehen?
Geht wohl nur für kurze Strecken.
Wie sieht es aus, wenn ich die Antriebswellen entferne?
Liegen dann Flächen (Anschluss für Gleichlaufgelenk, Innenlager) frei, die nicht verschmutzen dürfen?
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#2 

Beitrag von gldath »

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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#3 

Beitrag von joethesprinter »

Du hast doch in den letzten Wochen schon so einige Expertensachen geschrieben... :roll: Ist das jetzt nach deinen "Fahrwerksmodifikationen"?
Was hast du alles genau gemacht?
Sicher, dass die Gelenke in Ordnung waren? Wenn die eingelaufen sind und du sie verdrückt hast können sie arg hacken...
Theoretisch kann man die Welle raus nehmen. Aber am Straßenrand würde ich das gar nicht erst versuchen.
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#4 

Beitrag von Vanagaudi »

joethesprinter hat geschrieben: 02 Jun 2020 12:56Wenn die eingelaufen sind und du sie verdrückt hast können sie arg hacken...
Wenn das so weit ist, dann ist es Zeit, die Gelenke auszutauschen. Gerade, wenn du im Gelände bist, dann verhakt sich das Gelenk in dem Moment, wenn du es am wenigsten gebrauchen kannst.
gldath hat geschrieben: 01 Jun 2020 21:20Achsschenkel und Antriebswelle wurden vom Vorgänger schon gewechselt.
Kann es sein, dass der Vorgänger vergessen hat, die Gelenke zu schmieren?
Für (Folge-) Schäden aller Art übernehme ich keine Haftung. Alle einschlägigen (Sicherheits-) Vorschriften sind zu beachten. Im Zweifelsfalle grundsätzlich einen Fachmann fragen bzw. die Arbeiten von einer Fachfirma ausführen lassen.
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#5 

Beitrag von destagge »

gldath hat geschrieben: 01 Jun 2020 21:20
Kann ich die Antriebswellen am Differential, wo sie angeflanscht sind, losschrauben und mit einem Band aufhängen, damit sie frei drehen?
Nein, wenn die Welle innen nicht sauber geführt ist schlägt sie Dir bei der ersten schnelleren Umdrehung alles kurz und klein. Ein "Band" würde das nicht halten.
Du kannst die Welle komplett rausnehmen (sofern das beim 903 eine "normale Konstruktion" ist).
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#6 

Beitrag von joethesprinter »

Ich glaube es wäre (theoretisch) möglich die Welle innen vom Flansch zu lösen und dann am Rad den Stummel... ist aber nicht schnell und einfach...

Der Wellenstab ist sehr sehr teuer... ihn lose beim fahren darum fliegen zu lassen würde ich def. nicht machen. Das dürfte ordentliche Schläge tun.

@vanagaudi
Meine Gelenke haben nur 40tkm Laufleistung und sehen nur minimal poliert aus. Trotzdem hakelten sie leicht nach dem Zusammenbau. Die drei Komponenten brauchen ein paar Umdrehungen die alte Polition zu finden denke ich.
Ich vermute, deshalb hatte ich 1x am linken Wellendichtring Ölaustritt. Davor und danach nichts. 🤷‍♂️
Abhebende Vorderräder mag glaub ich auch die Manschette getriebeseitig auch so gar nicht. 😁
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#7 

Beitrag von Vanagaudi »

joethesprinter hat geschrieben: 02 Jun 2020 17:01Trotzdem hakelten sie leicht nach dem Zusammenbau. Die drei Komponenten brauchen ein paar Umdrehungen die alte Polition zu finden denke ich.
Es gibt keine definierte Position für die Kugeln im Gleichlaufgelenk. Sie dürfen sich auf den Laufbahnen frei bewegen, und das tun sie auch bei jeder Umdrehung:
.
Bild
.
Das Problem ist, dass sie in einer "Kette" laufen, und die ist bei neu eingebauten Gelenken noch nicht gebildet, insbesondere, wenn die beiden Achsen fluchten. Deshalb läuft das neue Gelenk noch nicht rund.

Gleichlaufgelenke sind nach einer Laufzeit von rund 120Tkm hinüber, je nach Benutzung. Dann haben sich die Kugeln in die Laufbahn eingearbeitet. Wenn sie dann ausnahmsweise mal mal einen größeren Knickwinkel verarbeiten müssen, dann müssen sie die eingearbeitete Laufbahn verlassen und in den "frischen" Teil der Laufbahn wechseln. Und wenn die Differenz zu groß wird, dann verhaken sie.
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#8 

Beitrag von joethesprinter »

Ja genau.
Bei meinen sieht man noch die Riefen der Produktion. Minimale Polierung in Geradeausstellung. Trotzdem hackelt es voll ausgefedert etwas.

Aber vielleicht ist es bei OP ja doch was ganz anderes. 🤷‍♂️
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#9 

Beitrag von gldath »

 Themenstarter

Kann nun Folgendes berichten:
Diff-Öl (1 l) ist sauber, mag. Ablassschraube hat keine Anhaftung.

Das Fzg (Bj. 2004) hat 250 tkm und 2 Vorbesitzer. Die Stadtwerke Mannheim haben es bis 202 tkm gehabt und alle Inspektionen gemacht. Haben insgesamt ca. 20.000 € ausgegeben.

Rechnung DB 2013 (183 tkm) lautet: Geräusche lokalisieren im Bereich VA. Dazu wurde der linke Querlenker ausgebaut.
Ersatzteil:
Radnabe
Gelenk 20A9013331327
2 Kegelrollenlager
Dichtring
2 Dichtungen
Kleinteile
Materialkosten 438 € (bei Rabatten)

2. Vorbesitzer
Linker Antrieb bei 210 tkm komplett erneuert. Rechnung 2014 über 3.6833 € (Fa. Bading, Köln). AW kostete schon 982 € ohne MWSt.

3. Besitzer
Bin seit 8/2017 erst 10 tkm gefahren, nur selten mit Allrad, nicht mehr als 2 km.

Frage: Kann nach 40 tkm wieder alles kaputt sein?
Links sind Radnabe und äußeres Radlager ok.
Beide AW scheinen nicht ausgeschlagen zu sein.
Aufgebockt konnte ich sie in beide Richtungen leicht drehen.
Linke äußere Achsmanschette ist leicht ölig.

Frage: Kann die AW so stark auf das Diff. drücken, dass es nach 4 km mehr als handwarm ist?
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#10 

Beitrag von Gelöschter User »

gldath hat geschrieben: 03 Jun 2020 10:02 Frage: Kann die AW so stark auf das Diff. drücken, dass es nach 4 km mehr als handwarm ist?
Nein!
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#11 

Beitrag von Vanagaudi »

gldath hat geschrieben: 03 Jun 2020 10:02Linker Antrieb bei 210 tkm komplett erneuert.
Wenn man die linke Antriebswelle neu macht, dann die rechte gleich mit. Der Verschleiß sollte auf beiden Seiten ähnlich sein. Möglich, dass dir jetzt die rechte Antriebsachse Probleme bereitet.
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#12 

Beitrag von Kirika »

Hallo gldath,

Bei blockierenden Rädern würde ich persönlich erstmal auf Lagerschaden tippen und nicht auf Gelenke. Bei Defekten an Gelenken hat man ein Stoßweisen Widerstand. Bei deinen beschriebenen Symptomen würde ich folgt vorgehen: Da du ja schon gefahren bist bis zu Stillstand und danach noch mehrmals versucht hast, kann ja nicht viel mehr kaputt gehen :roll: aber der fehler ist ja jetzt definitiv zu spüren. Deshalb wäre mein erster Schritt die Gelenkwelle zum VA-Diff zu demontieren.

Freigangigkeit bei ausgeschalteter Mittelsperre Richtung Getriebe :?: :arrow: Wenn Ja: Dann ist es im Bereich VA begrenzt.

Blockiert die VA weiterhin :?: :arrow: Wahrscheinlich ja: VA Diff-Lager oder Radlager.

Danach eine Seite Aufbocken... :arrow: Wenn drehbar: Dreht auch der Flansch der Kardanwelle?

Nach diesem Schritt die andere Seite aufbocken und drehen... :arrow: Änderungen?

Mein erster Verdacht wäre das Eingangslager des Differenzials da das am meisten aushalten muss.


LG Kiri
-> Mercedes-Benz Sprinter W903 316 CDI Bj. 2002 :arrow: Mantra 4x4 mit 3 Sperren demnächst komplett Handgeklöppelt :lol:
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#13 

Beitrag von kammler »

Hier gab es mal einen Beitrag, Ski-Basecamp, der hat sich für die Vorderachse Dummies gedreht, um weiter zu fahren, während das Vorderachsgetriebe zur Reparatur war.
Anders geht es glaube nicht.
Such mal den Beitrag, ich bin zu blöd, das hier zu verlinken...
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor kammler für den Beitrag:
joethesprinter (03 Jun 2020 22:24)
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#14 

Beitrag von Vanagaudi »

Kirika hat geschrieben: 03 Jun 2020 21:54Bei blockierenden Rädern würde ich persönlich erstmal auf Lagerschaden tippen und nicht auf Gelenke.
Ja, aber...

Das Problem trat ganz besonders stark in Erscheinung, als auf der Straße gewendet wurde. Das bedeutet einen starken Knickwinkel des Gleichlaufgelenks auf der Radseite. Damit sich das Gelenk drehen kann, muss die Kugel von einem Extrem (ganz außen) auf der Laufbahn in das andere Extrem (ganz innen) wandern. Wenn das wegen teilweise eingelaufenen Bahnen nicht funktioniert, lässt sich das Gelenk in diesem großen Knickwinkel nicht mehr drehen.

Ganz anders wenn das Gelenk ohne oder mit kleinem Knickwinkel drehen soll. Dann laufen die Kugeln nur in der Mitte der Laufbahn. Und der TE hat berichtet, dass bei aufgebocktem Fahrzeug noch nicht einmal Geräusche wahrzunehmen waren. Ich setze voraus, dass hierbei kein extremer Lenkeinschlag eingestellt wurde.

Weiterer Hinweis ist, dass das Fahrzeug einmal nicht mehr vorwärts fuhr, sondern nur noch rückwärts. Auch erklärbar, denn die Kugeln arbeiten sich in der bevorzugten Druckrichtung in die Laufbahn ein. Das ist nunmal die Seite, die bei Vorwärtsfahrt belastet wird. Fährt man statt dessen rückwärts, belasten die Kugeln die normalerweise nicht belastete Seite der Bahn, und die ist nicht eingelaufen. Die Kugel kann sich nicht verhaken und das Gelenk lässt sich drehen.

Ich bleibe dabei, das Problem wird eines der Gleichlaufgelenke sein.
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Re: 4WD: Fahren ohne VA-Differential?

#15 

Beitrag von gldath »

 Themenstarter

Ich konnte problemlos wenden. Nach 20 Metern hat die VA bei geradeaus Fahrt blockiert. Ich konnte nur noch ca. 5 Meter vor und zurück fahren. Dies etwa eine Radumdrehung ist. Es blockierte auch beim Rollen, d. h., wenn ich auf der Kupplung stand und die Kraft von den Rädern kam.
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