Kleines Update meinerseits:
Ende des Monats sind auch schon die ersten 3 Jahre um, bis dahin werden es ca. 66.000 km im Kurzstreckenbetrieb sein.
Was gibt es zu meckern? Der Blinkerhebel ist defekt, rastet abwechselnd links oder rechts nicht mehr ein und geht auch nicht mehr selbständig zurück. Wie heutzutage üblich wird nichts mehr repariert, sondern die gesamte Einheit getauscht, erster grober Schätzpreis des Gesellen > € 300,- + Einbau. Habe ich erstmal dankend drauf verzichtet.
Das war es auch schon mit der Meckerei.
Bis jetzt 0 Ausfalltage und € 0 ausserplanmässige Reperaturkosten.
Ansonsten habe ich von einem Kollegen einige Touren übernommen mit anspruchsvoller Topographie. Ständig hoch und runter, dass wird bei Eis und Schnee noch lustig. In diesem Umfeld ist man gewichtsmässig ausgeladen mit dem 3 Liter sehr angemessen motorisiert. Auch starke Steigungen ebnet der Motor, wenn man genug Dampf auf den Kessel gibt, im 3. oder 4. Gang bei mittleren Drehzahlen einfach ein.
Diese Touren mit meinem alten 411er Sprinter wären kein Vergnügen:
Erstmal viel Schwung an der Steigung mitnehmen, dann verhungert ein Gang nach dem anderen.
Vorne brüllt der Hilfsmotor am Anschlag, der Zylinderkopf glüht und kocht langsam das Kühlwasser hoch.
Mein Nachfolger am Volant des 411, nennen wir ihn Pedro, klopft in der Hoffnung auf Vorwärtsdynamik ungeduldig auf das Cockpit. Das Sprintshiftgetriebe schaltet zwischen 1. und 2. Gang nervös hin und her.
Weiter hinten im Tiefkühlaufbau unterhalten sich die Fischstäbchen mit dem Premium Bourbon Vanille-Eis ob der Wagen oben angekommen ist, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatun abgelaufen ist.
Pedro ist so auf die Kuppe der Steigung fixiert, dass er den Spruch des Bengels auf der 40 Jahre alten Kreidler Florett mit Beinschildern, der ihn gerade überholt, nicht bemerkt: "Geh in Rente, Alter".
Oben beim Kunden angekommen zieht Pedro in der Hoffnung auf Bremswirkung die Handbremse beidhändig bis zum Dach hoch. Beim Aussteigen merkt er nicht das der Sprinter auf der Kuppe sich ordentlich verwindet und er deshalb die Tür nicht wieder zu kriegt. Nach dem 4. Zuhacken der Tür, ist sie zumindest halb zu.
Pedro geht zum Kunden, macht keiner auf. Er schaut auf seine für € 30.- am Strand gekaufte Rolex-Uhr und stellt fest, dass er 20 Minuten zu spät ist. Dumm gelaufen....
Abfahrt zum nächsten Kunden. Vorher beseitigt er mit Handfeger und Kehrblech noch den Rosthaufen, der von der Tür beim Zuhacken abgefallen ist. Dabei bemerkt er nicht die kleine Ölpfütze, die der 411er hinterlassen hat, um sein Revier zu markieren. Alles halb so wild, Pedro hat sowieso immer einen 5-Liter Ölkanister dabei.
Pedro blickt versonnen auf das Cockpit, halbrunder Tacho bis 180, Airbag. Er streichelt den glänzenden Stern auf dem Lenkrad und denkt: Fast wie ne S-Klasse, ist schon was besonderes so ein Mährzeeedes.
Renn-Pedro startet den Boliden und fährt los. Auf gerader Strecke haut er die immer noch offene Tür zu, worauf die Beifahrertür aufspringt. Nun geht es steil bergab.
Das Sprintshiftgetriebe kloppt abwechselnd entweder den 1. oder den 2. Gang rein um die Bremsen zu schonen und hält die Drehzahl dabei kosequent kurz unter Abregeldrehzahl.
Die Kolben sehnen sich nach Freiheit und wollen am liebsten durch die Haube schiessen.
Bis die Tage...
