Surfsprinter hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 13:57
bei Mercedes geht es NICHT um illegale Abschaltungen, die erkennen, ob der Wagen auf einem Prüfstand steht. DAS ist ein Problem bei VW gewesen, nicht DB. Siehe auch Link zu ADAC.
Richtig daran ist, dass bei VW eindeutig und ohne jede Diskussion illegale Abchalteinrichtungen gefunden wurden. Ob ein gar zu kleines Thermofenster oder zu geringe AdBlue-Einspritzmengen in bestimmten Betriebszuständen (die "zufällig" auf dem Prüfstand nicht vorkommen) ebenfalls eine illegale Abschalteinrichtung ist, dazu hat sich weder der ADAC-Jurist noch der BGH im besprochenen Urteil geäußert. Nur der Anspruch auf Schadenersatz wurde verneint -- weil dazu eine illegale Abchalteinrichtung nicht ausreicht, sondern diese auch noch im vollen Bewusstsein ihrer Illegalität eingebaut werden muss. Daimler-Benz hat aber (jedenfalls offiziell) geglaubt -- und glaubt das bis heute -- dass es legal sei. Und solange sich nichts anderes nachweisen lässt, ist es eben kein Betrug im zivilrechtlichen Sinne.
Schon 2018 hat das KBA aber die genau gegenteilige Ansicht vertreten und deshalb Rückrufe angeordnet, gegen die Daimler-Benz den Rechtsweg beschritten hat. Ich persönlich vertrete auch die Auffassung, dass Motorschutz als Begründung für so hohen Schadstoffausstoß unter ganz normalen Betriebsbreichen
nicht ausreicht. Daher also
meine Meinung (mit der ich keineswegs allein dastehe): Doch Beschiss. Nicht ganz so dreist und und eindeutig wie bei VW, aber eben immer noch Beschiss.
Surfsprinter hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 13:57
war meine Intention nur, den Blick dafür zu öffnen, wie komplex ein Motor mit seiner Abgasreinigung geworden ist. Es geht eben nicht mehr nur um Senkung des Spritverbrauches, sondern auch um die von Dir angesprochene Senkung der Stickoxide, aber auch Reduzierung der Partikel etc. Die Reinigungsverfahren mit Oxicat, Adblue etc. Steigern eben oft sogar den Verbrauch. Und die Abgasführung ist alles Andere als optimal für die Motorleistung und den Frischlufttrakt.
Abgasreinigung, die unter der Maßgabe gemacht wird, dass ein "alter" Motor ohne wesentliche Änderungen und ohne nennenswerten AdBlue-Verbrauch Euro 6 erfüllen soll, mag diese Eigenschaften haben.
Sinnvoll konstruierte Motoren, wie es sie seit Euro-V im LKW-Bereich gibt, lösen diese Probleme sehr elegant: Verbrennungstemperatur rauf, so weit es geht. Dadurch steigt der Wirkungsgrad, Verbrauch und CO2-Emissionen sinken. Auch der der Partikelausstoß sinkt ganz von allein, so dass der Rußfilter entweder überflüssig oder zumindest deutlich langlebiger wird. Allerdings geht der NOx-Gehalt im Rohabgas durch die Decke, was sich nur mit SCR-Kat und angemessener AdBlue-Einspritzmenge lösen lässt. So
hätte man das auch im PKW-Bereich machen können. Stattdessen hat man mit immer höheren Abgasrückführraten genau die von Dir genannten Probleme (schlechter Wirkungsgrad, hoher Verbrauch, hohe Rußfilterbeladung, ständige Regenerierung des Rußfilters) erst erzeugt. Und das alles nur, um den SCR-Kat und ein paar Liter AdBlue auf 1000km zu sparen. Und weil der Dieselverbrauch auf dem Papier ja ohnehin gelogen werden kann, wie man will...
Im LKW-Bereich kann man das vergessen: Wenn die Kiste 5% zu viel Sprit braucht, kauft die keiner mehr. Und seit Euro-V und SCR-Kat braucht sie 5% weniger. Da ist dann der SCR-Kat, das AdBLue und die nächste Tariferhöhung für den Fahrer damit bezahlt. Deshalb haben sich entsprechende LKWs auch schon vor der Einführung der entsprechenden Grenzwerte blendend verkauft. Was anderes hätte nur gekauft, wer zu blöd zum Rechnen ist...
Der Oxikat hat damit übrigens wenig zu tun. Den braucht man immer, damit Kohlenmonoxid und Kohlenwasserstoffe im Abgas abgebaut werden. Die sind noch deutlich giftiger als Stickoxid oder Feinstaub.
Surfsprinter hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 13:57
Ohne diesen ganzen Kram wäre ein Dieselmotor einfacher zu bauen und billiger
Klar ist es betriebswirtschaftlich billiger, die Umwelt zu versauen. Das kann ja aber wohl nicht der Maßstab sein. Ansonsten könnte man sich ja auch alle Kläranlagen sparen. Wird der Rhein halt wieder die Kloake für ganz Europa ... und weil der Bodensee dann kein Trinkwasser mehr liefert, muss halb Süddeutschland ohne fließend Wasser auskommen...
Surfsprinter hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 13:57
gerade noch finanzierbar
ist ziemlich viel, wenn man notfalls das Auto eine Nummer kleiner kauft...
Surfsprinter hat geschrieben: ↑08 Mär 2021 13:57
Bis die nächsten Erfindungen die Möglichkeiten wieder weiter aufschrauben...
Leider war die Autoindustrie deutlich erfinderischer beim Bescheißen als bei der Einhaltung von Abgasgrenzwerten unter realen Betriebsbedingungen. Das würde ich fehlgeleitete Innovation nennen, wenn ich etwas netter wäre als ich bin
So nenne ich es weiter Beschiss. Und damit meine ich nicht in erster Linie die Käufer eines solchen Autos, die es ja immerhin weiter fahren dürfen, obwohl es die Zulassungsbedingungen nicht erfüllt. Vielmehr ist es Beschiss an jedem einzelnen, der durch überhöhte Abgasemissionen geschädigt wird.
Grüße von Horst
Hymer ML-T540 auf Sprinter 316 CDI, 7G-Tronic, Euro VI, Bj. 2015