ich habe für den Unterbodenschutz / Hohlraumversiegelung drei Produkte im Einsatz:
- Fluid Film A oder ASR ( A = Kanister bzw. ASR = Dose):
-- höchste Kriechfähigkeit
-- geringste Schichtstärke
-- Beständigkeit aussen (Unterboden) ca. 6-12 Monate
-- einfach zu Verarbeiten (ohne Erhitzen)
- Mike Sanders Korrosionsschutzfett:
-- tiefe Kriechfähigkeit bei Raumtemperatur,
-- gute Kriechfähigkeit solange erwärmt
-- Verarbeitung relativ aufwändig (Kocher, Druckbecherpistole, Abdecken der Umgebung & Teile am Fahrzeug, Schutzbekleidung etc.)
-- Hohe Schichstärken möglich (Unterboden, Schweller etc.)
-- Langzeit-Kriecheffekt = Selbstheilung am Unterboden, Schweller etc. lassen sich "fluten"
-- direkt nach dem Verarbeiten milchig-gelblich, nach ca. 2 Tagen transparent beige.
-- Oberfläche bleibt immer klebrig (ca. wie Butter), härtet nie aus
- Liqui Moly Seilfett
-- mittlere-hohe Kriechfähigkeit bei Raumtemperatur
-- mittlere Schichtstärken bei Auftrag von mehreren Schichten möglich
-- hoher Lösungsmittelanteil, d.h. moderate Aushärtung über Zeit
-- anfänglich flüssig-klebrig, mit der Zeit wachsartig-zäh-klebrig
-- Lotuseffekt: Wasser perlt einfach ab, Optik top
Meine Empfehlung:
- zuerst Fluid Film A innen/Hohlräume (kriecht in jede Ritze)
-- aussen zum Auffrischen von bestehendem Unterbodenschutz wenn dieser noch okay ist
-- wenn aussen ein neuer Aufbau von Unterbodenschutz geplant ist, sollte Fluid Film nicht zu grosszügig aufgetragen werden, da sonst die nachfolgenden Schichten von Mike Sanders oder Seilfett nicht gut auf dem Fluid Film haften
-- am Unterboden für Stellen, insbesöndere Fälze, die schon verrostet sind und "imprägniert" werden müssen (Fluid Film zieht in den Rost ein, besser als MS oder Seilfett)
- Mike Sanders kann universal eingesetzt werden:
-- innen zum Fluten von mit FF behandelten Hohlräumen
-- aussen mit anständiger Schichtstärke (mehrere Millimeter) als Unterbodenschutz
-- bei Anbauteilen, Ladebordwand, mechanischen Teilen (Kran, Ladebordwand, Stützen, Handbremsverteiler) als Schutz gegen Feuchtigkeit / Rost und gleichzeitig zum Schmieren
-- am Unterboden findet bei warmem Wetter innerhalb 1-2 Wochen eine gewisse automatische Verteilung / Glättung der Oberfläche statt, so dass man beim Aufträgen relativ grosszügig sein kann (was zuviel ist, fliesst sowieso auf den Boden, solange das MS erwärmt ist)
-- überflüssiges MS aus den Hohlräumen fliesst aus den Öffnungen im Rahmen raus und kann nach 2-3 Minuten abgekratzt und wieder in den Kocher gegeben werden
- Seilfett ist unterdessen mein Favorit für den Unterboden geworden:
-- gewisse Aushärtung nach Verarbeitung, da Lösungsmittel anschliessend verdampfen (= Gute Beständigkeit gegen Steinschläge & Spritzwasser)
-- mittlere Kriechfähigkeit am Unterboden (kriecht nicht in jeden Hohlraum, aber ausreichende Oberflächenspannung für Schichtbildung)
-- beste Optik aller drei Mittel: lässt sich auf angerostete Chassisteile auftragen und der Unterboden sieht danach wie neu aus (dunkle, bräunlich-transparente Optik, Wasser perlt ab).
je nach Zustand deines Fahrzeuges kann ich folgendes Vorgehen / Kombination empfehlen:
- Fahrzeug unten waschen, idealerweise auf Lift, sonst mit Regenschutz und Wasserschlauch unter's Auto
- 1 Tag Wartezeit zum Trocknen, dabei nicht mehr weit fahren, sonst war die Reinigung umsonst
- anschliessend eine erste Behandlung mit Fluid Film, überall in die Ritzen innen und aussen (mit Dosen ASR oder Druckbecher A, je nachdem, was dir zur Verfügung steht)
-- aussen nicht auf glatte Flächen, da sonst anschliessend die weiteren Schichten nicht mehr gut haften
- nach einer Wartezeit 1-2 Tagen weitermachen, optimalerweise keine Offroad-Fahrten dazwischen, da sonst alles wieder voll Dreck ist
- dann zunächst den Unterboden mit Seilfett vollsprühen (Druckbecherpistole ist am günstigsten, Dosen relativ teuer),
-- ev mehrere Schichten Seilfett mit kurzen Ablüftzeiten dazwischen, um höhere Schichtstärken zu ermöglichen
(normalerweise reicht es, wenn man am ganzen Unterboden 2 Durchgänge macht, wenn man am einen Ende fertig ist, ist es am anderen Ende soweit angetrocknet, dass man mit der zweiten Schicht drüber kann).
-- wer noch mag/kann/will und das Zeug dazu hat, kann nach einer Wartezeit von 1-2 Tagen (Unterboden) oder direkt (Hohlräume) noch Mike Sanders drauf- / dreinknallen
-- Hohräume mit Sonde / aussen Hakendüse, alles mit Druckbecher.
-- wer am Unterboden auch Sanders will (für höhere Schichten) oder schwierig erreichbare Stellen hat, dieses einfach satt auftragen (macht nur bei Stellen Sinn, die besonderen Schutz benötigen oder wo sich das Sanders aufgrund der Fliessfähigkeit besser verteilen wird als das Seilfett).
Mein Grundsatz Unterdessen:
- Hohlräume: Fluid Film + Wartezeit + Sanders
- Unterboden: selektiv Fluid Film + Wartezeit + Seilfett (+ ev. weitere Wartezeit und anschliessend selektiv Mike Sanders)
von wachshaltigen Unterbodenschutz und Unterbodenschutz mit Bitumen bin ich mittlerweise völlig weggekommen.
beide Produkte mögen zwar eine im ersten Augenblick nette Optik aufweisen, werden jedoch von Feuchtigkeit unterwandert und penetrieren den ev. schon vorhandenen Rost nicht (untendran rostet es weiter).
Wer sich nach obigem Vorgehen die Zeit und die Geduld auf sich nimmt und ein bisschen Geld investiert, kann die Nutzungsdauer seines Fahrzeuges massiv erhöhen und die Lebensdauer verlängern. Wer sowieso all 5 Jahre was neues kauft, hat mindestens einen höheren Wiederverkaufswert.
Toll ist die Optik eines Unterboden / Chassisteile mit Seilfett...das schaut echt aus wie neu. Bei einer Spritztour im Regen ist es extrem befriedigend anzusehen, wie die Nässen in fetten Tropfen abperlt und runterkullert.
Seillfett kann auch auf den Tank, Federn, Achsen, Bremskraftregler, Handbremsverteiler etc. aufgetragen werden (mach ich zumindest so).
Abgedeckt werden müssen zwingend: Räder, Bremsscheiben, Kat, Auspufftöpfe. Wer die Mühe scheut, das Endrohr vom Auspuff auch abzukleben, muss die nächsten paar Tage eine insbesondere in Tunnels etwas beängstigende Geruchsentwicklung nach Fahrzeugbrand in Kauf nehmen, die Temperaturen sind erfahrungsgemäss nach dem Mittelschalldämpfer jedoch tief genug, dass keine Brandgefahr besteht.
So, hier noch eine kleine Materialliste (Erfahrungswerte):
- Verbrauchsmaterial:
-- Fluid Film A: ca. 3-5 Liter pro Fahrzeug total für innen und aussen (oder ca. 8-10 Dosen ASR)
-- Liqui Moly Seilfett: ca. 5-10l pro Fahrzeug für den Unterboden, je nach Schichtstärke
-- Mike Sanders Korrosionsschutzfett: ca. 8-20kg pro Fahrzeug, je nach Grosszügigkeit des Auftrags und ob am Unterboden auch MS verwendet wird.
- Einrichtung:
-- Kompressor
-- Druckbecherpistole, z.B. von Vaupel, mit Hohlraumsonde und Hakendüse
-- Kocher für Mike Sanders (mit Auslaufhahn)
-- Handschuhe (Latex o.a.) plus Tuch oder Lederhandschuhe als Hitzeschutz beim Befüllen der Druckbechers mit heissem MS
-- Atemschutzmaske (empfehlenswert beim Seilfett wegen den Lösungsmitteln, MS und FF sind nicht soooo übel)
-- genügend Abdeckmaterial für den Boden, die Reifen, Auspuff etc. (bei allen drei Mitteln ist es bei der Verarbeitung mit Druckbecherpistole empfehlenswert, die nähere Umgebung, insbesondere den Boden, mit einer danach zu entsorgenden Folie/Tepich/Decke abzudecken).
-- alte Kleidung oder ein Einweg-Overall, denn man anschliessend entsorgen kann (macht auch Sinn, glaubt mir).
Zu guter Letzt ist es sehr hilfreich, wenn das Fahrzeug für die Beschriebenden Arbeiten von unten gut zugänglich gemacht wird.
nur wenige von uns haben Zugang zu einem Lift / Hebebühne etc. und falls ja, ist der Umgang mit diesen klebrigen Substanzen dort vllt. nicht unbedingt erwünscht. Das Fahrzeug sollte mindestens auf Böcke gestellt werden können, damit man mit einem Rollbrett drunterfahren kann (nach dem ersten Durchgang wird der Boden so klebrig, dass kriechen mühsam wird bzw. die Schutzabdeckung auf dem Boden zerstört).
Wer eine Hilfsperson zur Verfügung hat, kann sich so aufteilen, dass jemand unter dem Auto mit dem Druckluftschlauch bleibt und der Helfer füllt die Pistole nach.
Ich kann die ganze Prozedur nur Empfehlen, bringt auf jeden Fall etwas...und ist klar, dass das von Werk nicht gemacht wird (es will ja auch noch jemand regelmässig neue Autos verkaufen...

)
Bei Fragen einfach fragen, würde mich freuen, wenn ein paar von euch diesen Beitrag nützlich finden
Danke
&
LG,
Benjamin
PS: Kostenpunkt pro Fahrzeug für das Verbrauchsmaterial: ca. 160.- bis 350.- EUR, je nach Verbrauch. Eine Investition, die sich lohnt.
Wer den Kocher und die Druckbecher benötigt, tut sich optimalerweise mit ein paar Gleichgesinnten zusammen, um sich die Kosten zu teilen (ca. 250-300.- EUR für beides zusammen).
Zeitaufwand: 1-2 Tage an 1-2 Wochenenden, je nachdem, wie lange man wartet zwischen der Vorbehandlung mit FF und anschliessend Seilfett / MS:
als Tipp noch zum Schluss: zuerst Seilfett verarbeiten (nur aussen), dann Sanders. Grund: Sanders haftet auf Seilfett, aber umgekehrt nicht so gut. Wenn also beim Verarbeiten von MS (welche ich für die Hohlräume emfehle) zwangsläufig auch Spuren / Reste / Nebel auf den Unterboden kommen, haftet anschliessend das Seilfett nicht mehr so gut (geht zur Not trotzdem). Wenn zuerst der Unterboden mit SF gemacht wird, besteht dieses Problem nicht.