
In unserem Fuhrpark gibt es noch einen VW-Transporter Baujahr 1992 mit der Digifant Einspritzung. Dort hat eine Bosch-Einspritzdüse schlapp gemacht und muss ersetzt werden. Die gibt es nicht mehr, weder für Geld noch für gute Worte. Ausverkauft, Lager leer, wird nicht mehr gefertigt. Man kann mit Glück noch gebrauchte Düsen bekommen, die werden aber wie Gold behandelt. Da werden schon 200€ für eine überholte Düse aufgerufen. Was macht man da? Auf drei Töpfen weiterfahren? Ich habe Nachbauten in China entdeckt, besser etwas halbgares einbauen als einen fahrtüchtigen T3 zu verschrotten. Also vier Düsen für rund 100€ bestellt, inklusive Versandkosten.
Da gab es aber Probleme mit dem Versand. Anstatt das Herstellerland zu verlassen ist die Sendung an den Verkäufer zurück gegangen und es ist etwas Zeit ins Land verstrichen. Daher wollte der Verkäufer mir etwas Gutes tun und hat die Ersatzlieferung per DHL Express auf die Reise geschickt. Die Düsen waren nach drei Tagen da, aber mit einer DHL Zusatzrechnung: 16% Einfuhrumsatzsteuer zu 16€ plus Kapitalbereitstellungsprovision 14,50€ (Mindestsatz, sonst 2%), weil DHL Express die EUSt. vorgestreckt habt. Da ging mir schon der Hut hoch.
Gegen diese Provision kann man nicht angehen, auch DHL (ohne Express) verlangt 6€, wenn sie für den Importeur die Zollabfertigung übernimmt. Im Gegensatz zu DHL Express kann man bei der langsameren DHL die Zollabfertigung selbst abwickeln. Meist bleibt man daher mit Kleinteilen samt Versandkosten unter der 22€ Marke und spart sich den Wust mit dem Zoll. Aber die Freigrenze von 22€ wird zum 1. Juli 2021 abgeschafft. Dann ist für jeden Import die EUSt. fällig. Genaueres kann man bei paketda.de in diesem Artikel nachlesen.
Das ist nicht das Problem, wenn da nicht die Fallpauschalen der Transporteure wäre. Bei Kleinsendungen macht der Import keinen Sinn mehr. Aber es gibt einen Ausweg für den Kleinimporteur, denn er kann weiterhin die EUSt. beim Zoll selbst erklären. Und das ab Januar 2021 sogar online bei der Hauptzollverwaltung. Auch dies kann man bei paketda.de nachlesen: Privatkunden werden Auslandspakete online anmelden können.
Es ist zwar noch nicht soweit, aber ich habe mir bereits einen Account bei der Hauptzollverwaltung eingerichtet. Damit kann ich die Zoll-Software ATLAS benutzen. Um Zugriff auf ATLAS-IMPOST für die Importabfertigung von Post- und Kuriersendungen zu erhalten ist zusätzlich eine EORI-Nummer notwendig. Diese Nummer dient zur Registrierung und Identifizierung von Wirtschaftsbeteiligten im europäischen Wirtschaftsraum. Auf die warte ich im Moment.
Da ich schon früher Importe getätigt habe und mich dabei mit den Zolltarifen herum geschlagen habe, denke ich, dass ich über das Bürger- und Geschäftskundenportal des Zolls die zahlungspflichtigen Zusatzleistungen der Transporteure leicht umgehen kann. Damit entfallen auch die zugehörigen Sendungverzögerungen bei der Zollbehandlung, hoffe ich. Die fällige EUSt. stört mich dabei nicht weiter.